Betriebsprüfung im Wandel - Gewohnte materielle, aber neue prozessuale Schwerpunkte
36. Münchner Unternehmenssteuerforum, 29. Juni 2022
Der deutschen Ertragsteuer ist das Prinzip der Selbstveranlagung weiterhin fremd. Anders als in vielen angelsächsischen Ländern ist es immer noch Aufgabe der Finanzverwaltung, die Besteuerungsgrundlagen zu ermitteln und die Steuer festzusetzen. Mit Rücksicht auf diese Pflichten hat die steuerliche Außenprüfung in Deutschland eine deutlich höhere Bedeutung als in anderen Ländern und gehört für die allermeisten Betriebe zum Alltag. Eine vollständige Prüfung aller steuerrechtlich relevanten Sachverhalte durch die Betriebsprüfung ist jedoch vollkommen uneffektiv und natürlich auch praktisch unmöglich. Die Finanzverwaltung bildete daher seit jeher materielle Prüfungsschwerpunkte, um die Effektivität der Prüfung zu erhöhen und den Umfang der gebundenen personellen Kapazitäten zu reduzieren. Mit der Einführung der E-Bilanz und der steigenden Digitalisierung des Besteuerungsverfahrens ergeben sich nun jedoch weitere Ansätze zur Effizienzsteigerung. Die technischen Neuerungen ermöglichen es, neue Schwerpunkte in der Betriebsprüfung zu setzen. Anstatt möglichst viele materielle Sachverhalte zu untersuchen, kann sich die Finanzverwaltung auf eine Risikoanalyse von Betrieben und die Weiterentwicklung der Kriterien konzentrieren, die dieser Analyse zu Grunde gelegt werden.
Diesem Paradigmenwechsel innerhalb der Betriebsprüfung widmete sich das 36. Münchner Unternehmenssteuerforum. Zu Beginn der Veranstaltung stellte zunächst Herr Franz Hruschka (Abteilungsleiter Betriebsprüfung Finanzamt München) den Status Quo vor und gab einen Einblick in die aktuellen, materiellen Prüfungsschwerpunkte („Wo schaut der Betriebsprüfer als Erstes hin?“). Herr Hruschka leitete über zu Herrn Dr. Arnd Weißgerber (Leiter des Referats für Unternehmensbesteuerung und Betriebsprüfung Bayerisches Staatsministerium der Finanzen und für Heimat), der einen Blick voraus warf auf die risikoorientierte Betriebsprüfung und deren Schwerpunkte. Zu den neuen Herausforderungen aus Unternehmens- und Beratersicht erwiderte sodann Herr Dr. Axel von Bredow (Peters, Schönberger & Partner).
Im Anschluss wurden die Thesen und Fragestellungen der Einführungsreferate unter der Leitung von Herrn Professor Dr. Roman Seer (Leiter des Instituts für Steuerrecht Ruhr-Universität Bochum) mit den Referenten sowie Herrn Dr. Gregor Nöcker (Richter am Bundesfinanzhof) und Herrn Thomas Dierichs (Diehl Stiftung & Co. KG) diskutiert und Fragen aus dem Publikum beantwortet.
Leitung: Prof. Dr. Roman Seer (Leiter des Instituts für Steuerrecht Ruhr-Universität Bochum)
Referat 1: Franz Hruschka (Abteilungsleiter Betriebsprüfung Finanzamt München)
Referat 2: Dr. Arnd Weißgerber (Leiter des Referats für Unternehmensbesteuerung und Betriebsprüfung Bayerisches Staatsministerium der Finanzen und für Heimat)
Referat 3: Dr. Axel von Bredow (Peters, Schönberger & Partner)
Podium 1: Dr. Gregor Nöcker (Richter am Bundesfinanzhof)
Podium 2: Thomas Dierichs (Diehl Stiftung & Co. KG)
Vortragsunterlagen
Gerne stellen wir unseren Mitgliedern die Vortragsunterlagen der Referenten auf Nachfrage unter info@muenchner-ustf.de zur Verfügung.
Informationen zur Mitgliedschaft im Münchner Unternehmenssteuerforum e.V. sowie den Mitgliedsantrag finden Sie hier.